Fotos: R. Stoll und Sven Achtermann
Norwegen, Spitzbergen,
Vom 20.06. bis 28.06.2010 war ich mit birdingtours auf einer Expeditionsreise nach Spitzbergen. Zusammen mit zwölf Vogelbegeisterten haben wir die M.S. Stockholm - ein wunderschönes Schiff - gechartert und uns auf den Weg ins ewige Eis gemacht. Es war meine erste Schiffsreise, dementsprechend groß die Aufregung. Ich teilte mir mit dem Ornihologen und Reiseleiter Sven Achtermann die Kajüte. 3,4 m² mussten uns reichen, als Reiseleiter hat man nicht so viel Komfort zu erwarten wie unsere Gäste.
Ich will jetzt nicht die ganze Reise beschreiben, dazu gibt es unser Fotowebalbum, aber ich würde gerne ein paar kritsiche Infos zur aktuellen Situation in der Arktis geben:
Gletscher: Die Gletscher sehen grandios aus, aber sie schmelzen weg wie Butter in der Sonne. Man sieht überall abgeschliffene Berge, hier müssen bis vor kurzem noch Gletscher existiert haben.
vorher - nachher
Eisbären: Wir hatten das seltene und große Glück, eine Stelle zu finden, wo ein toter Wal im Wasser lag. Hier tummelten sich bis zu zehn Eisbären, was eine sehr große Seltenheit ist. Aber auch hier gibt es Anzeichen von größeren Problemen: Von den zweijährigen Eisbären war einer verletzt. Ein Zeichen dafür, dass sie von größeren Bären angegriffen wurden. Kanibalismus ist bei Eisbären keine Seltenheit, vor allem, wenn es wenig Futter gibt. Eine Eisbärin mit ihrem diesjährigen Jungen war in realtiv schlechtem Zustand und sah unterernährt aus (Bild links). Auf unserer weiteren Reise waren lediglich ein weit entfernter Eisbär und Eisbärspuren zu finden, weiterere Eisbären zeigten sich aber nicht mehr. Von der vorangegangen Tour wurde berichtet, daß an zwei verschiedenen Stellen Eisbären mit einem und zwei Jungen gesichtet wurden.In den letzten Jahren kam es schon ab und zu vor, dass überhaupt keine Bären gesichtet wurden.
Robben: Wir haben auf der ganzen Reise leider nur sehr vereinzelte Bartrobben gesehen. Und wir waren sehr weit im Norden, um sie zu suchen, wir haben zwei Tage lang das Packeis abgefahren, den typischen Lebensraum der Bart- oder Ringelrobbe. Und damit auch Lebensraum der Eisbären, die wir dort eigentlich sicher sehen hätten müssen. Ich muss aber auch dazu sagen, dass bei der Reise vor uns ungefähr 10 000 Ringelrobben gesichtet wurden. Unsere Fahrt ist da also sicher nicht repräsentativ. Satteltobben kommen in dem Gebiet, das wir befahren haben, nicht vor.
Walross: Das Walross ist eine eigene Robbenfamilie. Hier ist ein eindeutiger Aufwärtstrend zu beobachten. Wir sahen an allen relevanten Stellen Walrosse. Insgesamt sicher 300 Tiere. Eine sehr schöne und positive Entwicklung, wenn man bedenkt, daß die Tiere hier oben ausgestorben waren. Es gibt inzwischen sogar wieder Jungtiere auf Spitzbergen. Die Futtersituation scheint sehr gut und die Jagd ist strikt verboten.
Vögel: Auch das war sehr ermutigend. Wir haben alle Arten entdeckt, die dort zu erwarten waren: Elfenbeinmöwe, Prachteiderente, Schwalbenmöwe, Thorshühnchen um nur die interessantesten Arten zu nennen. Die Entwicklung der Papageitaucher bleibt abzuwarten, diese Vogelart hat das Problem, daß die kleinen Sandaale mit dem wärmeren Wasser nicht zurecht kommen. Die Papageitaucher fangen jetzt größere Fische, aber die Jungen können diese nicht schlucken und verhungern vor ihrem Futter. Wir haben aber überdurchschnittlich viele Papageitaucher gesehen. Bei der Anzahl an versierten Vogelbeobachtern aber auch kein Wunder. Denen entgeht kein Vogel.
Wale: Haben wir leider nicht gesehen, das war aber auch nicht zu erwarten, denn zu der Jahreszeit sind dort wegen des kalten Wassers noch keine Wale zu sehen. Wale kommen erste Anfang Juli in Spitzbergen an.
Landsäugetiere: Wir haben alle dort vorkommenden Landsäugetiere gesehen. Polarfuchs mehrmals, Rentiere ebenfalls mehrmals und in großer Zahl und auch sehr nah. Hier scheint es keine Probleme zu geben.
Umweltschutz: Da habe ich nach dieser Reise inzwischen sehr großes Vertrauen in die norwegische Regierung. Die sogenannten "Sysselmänner" achten strikt auf die Einhaltung der strengen Schutzbestimmungen. So darf man bestimmte Inseln nicht betreten, die Kulturdenkmäler nicht berühren, keine Pflanzen, Steine, Knochen ausführen, man muss einen Mindestabstand zu den Tieren und Gletschern einhalten u.s.w.
Fazit: Es war eine fantastische Reise durch ein wunderschönes Land. Menschenleere, unberührte Natur, klare Luft, kalbende Gletscher und eine faszinierende Tierwelt. Aber diese Welt ist bedroht, da darf man seine Augen nicht verschließen und muss die Situation weiter beobachten. Das Problem stellt sich wie überall: Tourismus ist zu einem gewissen Teil mit verantwortlich an der Erderwärmung und somit an den Problemen der Arktis. Auf der anderen Seite ist Naturtourismus eine wichtige Einnahmequelle der Bewohner. Ohne diese Einnahmequelle gäbe es auch keinen Schutz der Tiere und die Eisbären wären vielleicht längst ausgerottet, so wie es die Wale dort schon einmal waren.
Vorschau:
In 2011 haben Sie die Möglichkeit, auf einem Segelschiff mit uns auf die Bäreninsel zu fahren (Reisepreis ca. 4000 Euro). Und 2012 werden wir versuchen, noch einmal die M.S. Stockholm zu chartern und Sven Achtermann als Guide anzuheuern. Wenn Sie an dieser exklusiven Reise Interesse haben, können Sie sich gerne schon mal vormerken lassen. Der Gesamtreisepreis wird bei ca. 6000 Euro liegen. Weitere Infos bei rainer@birdingtours.de
Donnerstag, Juli 01, 2010
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